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Beitrag vom 05.05.2010
Deutsch-Israelische Literaturtage vom 27. bis 30. Mai 2010
AVIVA-Redaktion
Das Goethe-Institut und die Heinrich-Böll-Stiftung laden zum dritten Mal AutorInnen der jüngeren Generation beider Länder zu den deutsch-israelischen Literaturtagen ein, die seit 2005 jährlich...
... im Wechsel zwischen Berlin und Tel Aviv stattfinden.
Heimat – ein sperriges, unbequemes Wort. Gerade in Zeiten, in denen sich viele Menschen offenbar von ihren Wurzeln gelöst haben. Als moderne NomadInnen sind sie kaum noch an einen einzigen Ort gebunden, sondern können – mobil, flexibel und im Internet vernetzt – überall zu Hause sein. Ihnen steht ein Heer von wahrhaft Heimatlosen gegenüber: ethnische Minderheiten, sans papiers und Flüchtlinge, denen die gesellschaftliche Anerkennung versagt bleibt.
Sie alle leiden darunter, von ihren Familien getrennt und in instabilen Arbeitssituationen zu leben – das Verlangen nach Vertrautem, nach Kontinuität und Sicherheit wächst. Denn Heimat, so scheint es, ist immer auch ein Gefühl, das auf Defizite deutet.
In der Literatur findet dies seit jeher seinen Ausdruck. Als Spiegel der Zeit ist das geschriebene Wort voller Sehnsüchte nach Orten, in denen Heimat gefunden werden will. Wie real und konkret kann Heimat sein?
Historisch bedingt haben sowohl Deutsche als auch Israelis ein völlig eigenes Verhältnis zu diesem Begriff entwickelt. Die Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis und der Zivilisationsbruch durch die Shoah haben das geistige Konzept der Heimat enorm verkompliziert, wenn nicht gar untragbar gemacht. Einen Wendepunkt markiert dabei das Jahr 1967 – hier wie dort: Während die bundesdeutsche StudentInnenrevolte einen kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte forcierte, formte sich mit dem gewonnenen Sechs-Tage-Krieg ein neues nationales Selbstbewusstsein in Israel. In beiden Ländern wurde der Heimat-Begriff in der Folgezeit vornehmlich durch die politische Rechte besetzt.
Welche Assoziationen weckt der Begriff heute? Wie hat er sich durch die Geschichte der jüdischen Diaspora und die Erfahrung von modernen Einwanderungsgesellschaften verändert? Und wer wird gehört, wenn von Heimat und kultureller Zugehörigkeit gesprochen wird?
Das Goethe-Institut und die Heinrich-Böll-Stiftung laden zum dritten Mal AutorInnen der jüngeren Generation beider Länder zu den deutsch-israelischen Literaturtagen ein, die seit 2005 jährlich im Wechsel zwischen Berlin und Tel Aviv stattfinden. Unter dem Motto "Heimat im Heute" sprechen sie über Verwurzelung und Freiheit im Zeitalter der Globalisierung, über ihr künstlerisches Selbstverständnis und ihre ganz persönliche Vorstellung von Heimat.
Dabei sind: Fania Oz-Salzberger, Avirama Golan, Sibylle Lewitscharoff, Terézia Mora, Shimon Adaf, Anat Einhar, Elisabeth Rank, Jenny Erpenbeck, Ayman Sikseck, Nir Baram und Detlef Kuhlbrodt.
Das vollständige Programm und die Veranstaltungsorte finden Sie unter:
www.boell.de
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